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20.02.2017 Presseaussendung

GE­LEB­TE IN­KLU­SI­ON: WOH­NEN MIT VIN­ZENZ

Im März 2016 zogen 36 Menschen mit Behinderungen vom Provinzenz-Standort in Schernberg in Schwarzach im Pongau in die "Stadt", ins Provinzenz-Wohnhaus im Salzburger Stadtteil Liefering. Landesrat Heinrich Schellhorn hat sie dort kürzlich besucht. Ein Lokalaugenschein.

Vor wenigen Monaten standen im Provinzenz-Haus noch Umziehkartons, der Geruch von frischer Farbe und Aufregung lag in der Luft. Heute riecht es nach frischgebackenen Kuchen und die Dinge aus den Umziehkartons haben längst ihre fixen Plätze zugeteilt bekommen.

UMZUG INS NEUE LEBEN

Für einige unter ihnen war dieser Umzug ein besonders großer Schritt. Wie für die 65jährige Helene Radanac, die 47 Jahre Schernberg hinter sich ließ, um ihr neues Leben in der Stadt zu beginnen. Oder die Marie-Luise Grabner (47), die 19 Jahre dort gelebt hatte. Nachdem der Provinzenz-Standort in Schernberg, den damals 167 Personen bewohnten, dringend saniert werden musste, wurde auch das inhaltliche Konzept überarbeitet. Es beinhaltet Dezentralisierung, Selbstbestimmung und Inklusion mit kleineren Wohneinheiten. Schernberg wurde verkleinert, und drei weitere Wohneinheiten in Stadt Salzburg und Umgebung gebaut. Neben dem Standort Lexengasse (für 36 Menschen), werden demnächst weitere Wohngemeinschaften in Bischofshofen-Mitterberghütten (20 Menschen) und im Zentrum von Schwarzach (20 Menschen) bezugsfertig.

„Nach einer entsprechenden Bewohnerinnen- und Bewohner-Befragung haben sich viele explizit für ein Leben in der Stadt Salzburg ausgesprochen. Es freut mich besonders, dass sowohl ein Kindergarten wie auch eine neu errichtete Wohnanlage die Nachbarschaft für das Provinzenz-Wohnhaus bilden. Selbstbestimmung und Teilhabe an der Gesellschaft sind ein großes Ziel des Landes in der Betreuung von Menschen mit Behinderungen“, betont Landesrat Schellhorn. „Mit dem neuen Konzept kommen wir dem Ziel der Inklusion ein Stück näher. Das bedeutet: mitten in der Gesellschaft sein, die Möglichkeit haben, daran teilnehmen zu können bzw. ein Teil davon zu sein.“

Die Wohnanlage Lexengasse ist ein gelungenes Beispiel für gelebte Inklusion“
Soziallandesrat Heinrich Schellhorn

MITEINANDER, NICHT NEBENEINANDER

Im Stadtteil Liefering mit seinem dorfähnlichen Charakter und gleichzeitiger Zentrumsnähe gefällt es den Bewohnerinnen und Bewohnern gut. Der nahegelegene Europark ist für die Bewohnerinnen und Bewohner ein beliebtes Ziel. „Wir spazieren gern dorthin und machen gerne mit der S-Bahn Ausflüge“, sagt Marie-Luise Grabner. Vor kurzem stand ein Ausflug in die alte Heimat Schernberg am Programm. Was sie noch so erlebt haben in ihren ersten Monaten in der „Stadt“? Mitbewohnerin Helene Radanac erzählt begeistert, dass sie den Nikolaus am Weg durch die Nachbarschaft begleiten und den goldenen Stab halten durfte.

Auch bei Festen im Stadtteil wie Jubiläumsfeiern oder Feste im Jahreskreis sind die Bewohner und Bewohnerinnen aktiv dabei. Landesrat Schellhorn ist beeindruckt davon, wie gut das nachbarschaftliche Miteinander funktioniert. „Schon beim Eröffnungsfest von Provinzenz Lexengasse haben Kinder aus dem angrenzenden Kindergarten für ihre neuen Nachbarn gesungen und Theater gespielt. Beim Adventmarkt der Werkstätte des Pro Vinzenz-Tageszentrums kam die Nachbarschaft zusammen. Hier wird ein Miteinander gelebt, kein Nebeneinander. Die Kinder lernen schon von klein an Toleranz, die Mitbewohnerinnen und Mitbewohner von Provinzenz erleben Gemeinschaft. Die Wohnanlage Lexengasse ist ein gelungenes Beispiel für gelebte Inklusion.“

 

EIN NEUER MITBEWOHNER

33 Provinzenz-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um die Betreuung der Besucher des Tageszentrums und der Bewohner. Das Provinzenz-Haus ist in drei Wohngruppen mit sechs und zwei Wohngruppen mit jeweils neun Bewohnerinnen und Bewohner aufgeteilt. Jeder Stock kocht gemeinsam. „Der 2. Stock kocht am liebsten italienisch. Sie machen oft Pizza“, erzählt Natascha Renzl (50). „Wir haben jetzt sogar ein Haustier“. Er ist ihnen zugelaufen – ein Hase. Sie haben ihn sofort aufgenommen und ins Herz geschlossen. Bei der Namensgebung waren sich alle sofort einig: Vinzenz.

Helene Radanac mit Hase Vinzenz, Landesrat Heinrich Schellhorn

WAS 2017 NOCH PASSIERT

Heuer werden noch zwei weitere Provinzenz-Wohneinheiten für Menschen mit Behinderungen eröffnet. In Bischofshofen-Mitterberghütten (20 Menschen) und im Zentrum von Schwarzach (20 Menschen). Mitterberghütten kann im März, Schwarzach kann im Juni bezogen werden.

Lexengasse: fünf Wohngruppen und ein Tageszentrum

Auf einer Gesamtnutzfläche von knapp 2000 Quadratmetern sind in dem Holzhybridbau drei Wohngruppen à sechs und zwei Wohngruppen à neun Bewohnerinnen und Bewohner sowie ein Tageszentrum untergebracht. Das Grundstück für das neue Haus wurde von der Kongregation der Barmherzigen Schwestern, der Trägerorganisation von Provinzenz, zur Verfügung gestellt.

Die neue Wohnform verbindet persönliches Wohnen optimal mit der Möglichkeit für Begegnungen in den Gemeinschaftsräumen. Bereits bei der Planung wurde auf eine Barrierefreiheit, behindertengerechte Ausführung und angenehmes Wohnambiente großer Wert gelegt. Zum Einsatz kamen vorwiegend natürliche Materialien wie Holz und Stein.

Kleine Wohngemeinschaften in den Obergeschossen mit Einzelzimmern und dazugehörigen Bädern gewährleisten eine angenehme Privatsphäre. Jede Wohngemeinschaft verfügt über ein großzügiges Wohnzimmer, eine schöne Terrasse und eine Küche, die als soziale Treffpunkte dienen. Dabei wird zum gemeinsamen Kochen eingeladen, und auch an den übrigen Alltagserledigungen können sich die Bewohner auf Wunsch gerne beteiligen. In einem eigenen „Raum der Sinne“ werden die Sinneswahrnehmungen gefördert. Eine 250 m² große Gemeinschaftsterrasse lädt zum Verweilen im Freien ein und auf der knapp 1500 m² großen Grünfläche können Bewohner mit Unterstützung der Provinzenz-Mitarbeiter individuelle Gärten anlegen.

Das angeschlossene Tageszentrum im Erdgeschoss bietet den Bewohnern ein vielfältiges, tagesstrukturierendes Angebot an und steht auch externen Besuchern offen. 33 Provinzenz-Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um die Betreuung der Bewohner und um die Besucher des Tageszentrums.

Das Provinzenz-Wohnhaus wurde mit einer Investitionssumme von fünf Millionen Euro von der Heimat Österreich nach den Plänen des Architekturbüros Herrmann Kaufmann (Schwarzach/Vbg.) und mit starker Beteiligung von heimischen Firmen realisiert. Darunter das Ingenieurbüro Bermadinger (Wals), das Technische Büro Golser (Oberalm), Energy Control Austria (Salzburg), Selmer Objekteinrichtungen (Köstendorf), die Tischlerei Stranig (Radstadt) u. v. a.

Provinzenz Liefering von Politik mitgetragen

„Die Eröffnung dieser Außenstelle ist ein wichtiger Beitrag zum Gesamtprojekt Provinzenz. Auf dem Weg zu mehr gesellschaftlicher Teilhabe ist es unabdingbar, die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner zu berücksichtigen. Nach einer entsprechenden Bewohnerinnen- und Bewohner-Befragung haben sich viele explizit für ein Leben in der Stadt Salzburg ausgesprochen. Es freut mich besonders, dass sowohl ein Kindergarten wie auch eine neu errichtete Wohnanlage die Nachbarschaft für das Provinzenz-Wohnhaus bilden. Beeindruckt hat mich persönlich das Engagement der leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Provinzenz, die – nicht nur – bei der Übersiedlung auf alle Wünsche der künftigen Bewohnerinnen und Bewohner eingegangen sind. Das ist beispielhaft und vorbildlich“, betont Sozial-Landesrat Dr. Heinrich Schellhorn.

DREI WEITERE STANDORTE 

Schernberg: Dort werden zwei Wohnhäuser errichtet bzw. saniert, die insgesamt zehn Wohngemeinschaften für je acht Personen Platz bieten werden. In einem sanierten Gebäudeteil werden künftig ein Kommunikationsraum und Räumlichkeiten u.a. für die Fachdienste im Bereich der Psychologie, Pädagogik, sozialen Arbeit und Seelsorge untergebracht sein. Im Schloss werden Erdgeschoss und Obergeschoss für ein neues Tageszentrum generalsaniert. 126 Menschen mit mehrfachen Beeinträchtigungen und einem erhöhten Assistenzbedarf werden derzeit noch in Provinzenz Schernberg professionell betreut. Nach Fertigstellung der weiteren zwei Standorte in Mitterberghütten und Schwarzach wird sich die Zahl auf 80 reduzieren.​

Mitterberghütten: Bis Jänner 2017 wird dort ein inklusives Wohnprojekt umgesetzt in dem ein Haus für vier Wohn- gemeinschaften à fünf Personen und der dafür notwendigen Struktur entstehen. Das Haus wird im März bezugsfertig sein. Auch eine Wohnung für selbstständiges und selbstbestimmtes Wohnen für Menschen mit Beeinträchtigungen in der benachbarten – auch neu entstehenden – Wohnanlage ist in Planung.

Schwarzach: Direkt im Marktzentrum von Schwarzach entsteht ein inklusives Wohnhaus mit Mietwohnungen, in dem auch vier Provinzenz-Wohngemeinschaften für jeweils fünf Personen und einem kleinen Tageszentrum im Erdgeschoss realisiert werden. Die Fertigstellung soll bis Juni dieses Jahres erfolgen​.

Heinrich Schellhorn
Heinrich Schellhorn [email protected]
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