GEMEINWOHL-EXKURSION SÜDTIROL: VORBILD FÜR SALZBURG
"Unser Besuch bei Gemeinwohlbetrieben in Südtirol hat gezeigt, dass die Gemeinwohl-Ökonomie ein hervorragendes Werkzeug ist, um in Betrieben einen Entwicklungsprozess zu Erfolg, Mitarbeiterzufriedenheit und Zukunftsfähigkeit zu starten. Wir sollen diesen Weg auch in Salzburg gehen!"
In Südtirol, das von der Einwohnerzahl, Geschichte und Wirtschaftsstruktur her mit Salzburg vergleichbar ist, verschreiben sich immer mehr Betriebe und Gemeinden der „Gemeinwohl-Ökonomie*“.
Davon konnte sich eine Salzburger 12-köpfige Delegation unter Führung des Grünen Klubobmannes Cyriak Schwaighofer bei einer zweitägigen Reise durch die Region südlich des Brenners eindrucksvoll überzeugen.
VISION "GEMEINWOHLREGION SÜDTIROL"
„Unsere Vision ist eine Gemeinwohlregion Südtirol“, sagt Günther Reifer. Der Betriebswirt und ehemalige Vertriebschef eines großen italienischen Möbelherstellers ist mit seinem TERRA-Institut in Brixen seit 2011 zum Motor „der Bewegung für ein gesünderes Zusammenleben“ (Reifer) geworden. 50 Unternehmen und Institutionen sowie vier Gemeinden – darunter viele bekannte Namen – haben sich in Südtirol einer „Gemeinwohl“- statt „Alleinwohl“-Kultur verschrieben. „Da ist ein Sog entstanden in unsere Richtung“, sagt der Südtiroler „Gemeinwohl-Papst“ Reifer (auch Obmann von L’economia del bene comune Italia).
Gemeinwohlökonomie sei bis zur Landesspitze und für die Medien zum echten Thema geworden, betont er.
Vom Wareneinkauf über die Mitarbeiterführung, den Kundenkontakt bis hin zu Energie, Müll, Verkehr und dem internen Gehaltssystem unterziehen die Gemeinwohl-Betriebe ihr Tun und Lassen regelmäßig einer kritischen Bilanz. Keinem der zehn Betriebe und auch nicht den Gemeinden, die die Salzburger Delegation in Südtirol besucht hat, geht es seither wirtschaftlich schlechter – im Gegenteil. Die Gewinne seien entgegen der in Italien allgegenwärtigen tiefen Rezession gestiegen, meint etwa Michil Costa vom Nobelhotel „La Perla“ in Corvara. Der 150-Bettenbetrieb in den Dolomiten verlangt pro Gast und Nacht einige hundert Euro in der Hochsaison und hat eine beeindruckende Auslastung.
GROSSE ZUFRIEDENHEIT MIT GEMEINWOHL-ÖKONOMI
Tiefe Zufriedenheit mit dem neuen Weg war der Tenor aller Begegnungen in Südtirol. „Konsumieren mit gutem Gewissen wird zum Wachstumsmotor. Wir wollen hier Vorbild sein und konsequent in Richtung Langlebigkeit und Nachhaltigkeit gehen als den Kriterien der Zukunft“, sagt Johanna Torggler von der Südtiroler Marketinggeseschaft SMG (vergleichbar der „Salzburger Land Tourismus“ SLT).
Auch der Autozulieferer Engl Werkzeugbau OHG im Bozener Industriegebiet bestätigt Gemeinwohl-Vorteile. „Auch in unserem Geschäft kann man mit ethischen Kriterien bestehen.
Lieferanten wie Kunden sehen einen als qualitätsbewussten Partner, der es mit seiner Umgebung ehrlich meint“, sagt Inhaber Johannes Engl.
Für LT-Abg. Josef Scheinast, Landessprecher der Grünen Wirtschaft Salzburg, führt nach den Südtiroler Erfahrungen an Gemeinwohlprinzipien weniger denn je ein Weg vorbei: „Das ist der richtige Prozess in eine wirklich öko-soziale Marktwirtschaft und eine planeten-gerechte und enkeltaugliche Gesellschaft. Es geht nur mit einem achtsamen Umgang, mit Zufriedenheit statt Maßlosigkeit.“
Mit auf der Reise, die der Grüne Landtagsklubs initiierte, waren Salzburger UnternehmerInnen aus verschiedenen Branchen, KommunalpolitikerInnen und Wirtschaftsfachleute.
*Die Gemeinwohl-Ökonomie wurde als eine echte Alternative zu kapitalistischer Markt- und zentraler Planwirtschaft entwickelt. Sie baut auf humanen Werten auf und misst deren Umsetzung im Betrieb in einer neuen unternehmerischen Bilanz, der „Gemeinwohl-Bilanz“.