KLIMAWANDEL ALS SCHULFACH
»Wie umgehen mit der wohl größten Bedrohung für uns und das Leben auf unserem Planeten?« und »Wie reden wir mit unseren Kindern darüber?« Diese Fragen werden aktuell häufig gestellt. Es brauch Ernsthaftigkeit im Faktenwissen, verbunden mit einer Botschaft der Hoffnung, um Handlungsfähigkeit zu fördern und Passivität sowie Fatalismus zu vermeiden.
Nach dem Vortrag von Ingo Hartmeyer zum Klimawandel im Alpenraum (Februar 2024, Pfarrsaal) stellten die Anwesenden die Klimakrise in Zusammenhang mit früheren, erfolgreich gelösten Umweltproblemen, wie dem Ozonloch oder der Müllverbrennung. Es wurde die Frage aufgeworfen, warum Lösungen zur Klimakrise nicht auch mit Kindern – in Kindergärten und Schulen – erarbeitet werden können.
Gemeint waren konkrete Handlungsaufforderungen, wie damals die Reduktion von FCKW oder das Mülltrennen. Die Antwort darauf ist jedoch nicht einfach: Die Klimakrise ist viel komplexer als diese Einzelprobleme, und die notwendigen Maßnahmen sind entsprechend komplizierter. Hier kommt eine wichtige Fähigkeit ins Spiel: die »Ambiguitätstoleranz« – die Fähigkeit, Vieldeutigkeit und Unsicherheit zu ertragen. Ein Beispiel ist die Diskussion um den motorisierten Individualverkehr: E-Autos verursachen weniger CO2 als Verbrenner, aber mehr als öffentlicher Verkehr oder das Radfahren. Solche Widersprüche müssen wir akzeptieren, um Lösungen zu finden.
In meinem Beruf als Arzt beschäftige ich mich viel mit Wissenschaftskommunikation. Dabei geht es darum, komplexe Themen verständlich zu erklären und Unsicherheiten zu kommunizieren, ohne in Beliebigkeit zu verfallen. Nur wer gut informiert ist, kann faktenbasierte Entscheidungen treffen. Andernfalls haben Falschinformationen leichtes Spiel, weil sie Ängste und den Wunsch nach Stabilität ansprechen. Diese Herausforderungen müssen auch Kindergärten und Schulen annehmen. Wir alle sind gefordert, flexibel zu
bleiben und der Bequemlichkeit – im Denken wie im Handeln – entgegenzutreten. Dies ist kein Verzicht, sondern ein lohnender Weg, den wir gemeinsam gehen sollten. Einfach wird es nicht – aber spannend auf jeden Fall!