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12.06.2024 Presseaussendung

Lan­des­hym­ne: his­to­ri­sche Auf­ar­bei­tung be­schlos­sen

"Erdrückende Faktenlage brachte Regierungsparteien zum Einlenken."
Simon Heilig-Hofbauer

Die heutige Landtagsdiskussion zur gesetzlichen Verankerung der Salzburger Landeshymne brachte eine unerwartete Wende. Der von den GRÜNEN geladene Experte, Literaturwissenschaftler und Autor Ludwig Laher präsentierte neue historische Erkenntnisse zur Hymne und deren Komponisten Ernst Sompek. „Salzburg darf sich keinen schlampigen Umgang mit seiner NS-Vergangenheit leisten. Gerade die Geschichte der Landeshymne muss vollständig aufgearbeitet werden“, so LAbg. Simon Heilig-Hofbauer. „Die erdrückende Faktenlage zur NS-Belastung von Hymne und Komponisten brachte die Regierungsparteien zum Einlenken. Wurde die geforderte historische Aufarbeitung zuvor von der FPÖ noch als ‚Tribunal der politischen Korrektheit‘ bezeichnet, so wurde genau diese schließlich doch beschlossen“.

Ursprünglich anderer Hymnentext & antisemitische Hetze

Wie Ludwig Laher ausführte, gab es ursprünglich zur Melodie von Sompek einen anderen Hymnentext von Hans Deißinger, Mitautor des „Bekenntnisbuches österreichischer Dichter“, in dem metaphorisch kaum verhüllt der Anschlussgedanke propagiert wurde. Darin bezeichnete Deißinger 1927 Salzburg als „Schicksalszwerg“, der auf das Erwachen des Kaisers im Untersberg vertraut, um das Reich zu bezwingen. Die Freiheit würde Salzburg ins Vaterland führen. Weil dieser Text abgelehnt wurde, wurde die Hymne im Jahr darauf mit einem neuen Text von Anton Pichler vorgestellt. Doch nicht nur der ursprüngliche Text der nunmehrigen Landeshymne enthält nationalsozialistisches Gedankengut. Auch der Komponist der Hymne, Ernst Sompek, ist tief darin verstrickt. Er trat nicht nur am 11. April 1938 dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) bei (Mitgliedsnummer 364 996), wie das Stadtarchiv in einer Stellungnahme ausführte. Er unterstützte auch ganz offen die Idee des Massenmords an Juden, wie Laher belegte. So war Sompek ein enger Freund des radikalen Nationalsozialisten Josef Reiter, mit dem er einen ausführlichen Briefwechsel unterhielt. Nach dem Tod Reiters stellte Sompek dem Salzburger Volksblatt den Höhepunkt seiner Korrespondenz mit Reiter aus dem Jahr 1927 für einen würdigenden Nachruf zur Verfügung, der dort am 10. Juni 1939 faksimiliert abgedruckt wurde. Darin heißt es von Reiter wörtlich: „Wenn ich ein Zauberer wäre, würde ich morgen früh an der Spitze von 200.000 Mann in Wien stehen: mittags wären dann schon alle Ringstraßenbäume mit aufgehenkten Juden und deren Regierungssöldlingen geschmückt und für den Pöbel würde die Prügelstrafe eingeführt. Ja wann! wann! Wann wird sich das deutsche Volk auf sich selbst besinnen und seinen wahren Feinde erkennen? Gott bessere es! Aber bald!“ „All diese erschreckenden Fakten waren bis heute keiner größeren Öffentlichkeit bekannt und finden sich auch nicht in den offiziellen Publikationen des Landes. Sie geben jedenfalls Anlass, die Geschichte der Landeshymne sowie deren Erschaffern endlich gründlich aufzuarbeiten“, so Heilig-Hofbauer abschließend.

Rückfragen:
Simon Heilig-Hofbauer
Stv. Klubobmann
+43-650-4404111

Simon Heilig-Hofbauer

Klubobfrau-Stellvertreter, Landtagsabgeordneter

[email protected]
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