GAISBERG: MIT GRIPS STATT GONDEL
Ein Maßnahmenbündel soll dafür sorgen, den Salzburger Hausberg auch ohne Seilbahn vom Verkehrschaos zu befreien. Testläufe in der Vergangenheit haben bewiesen, dass der Gaisberg mit entsprechenden Maßnahmen auch ohne Privatverkehr bestens erreichbar ist.
Mit Grips statt Gondel: Bürgerliste und Grüne stellen Masterplan für autofreien Gaisberg vor
Das Verkehrschaos am Gaisberg begleitet die Salzburger:innen seit Jahren, ebenso wie verschiedenste Lösungsansätze, von denen kaum einer die Umsetzung fand. Viel zu oft geht der Besucher:innen-Ansturm mit einer enormen Blechlawine um die Zistel sowie am Gipfelplateu einher. Diese beeinträchtigt nicht nur die Natur sondern auch den Erholungswert für die zahllosen Wander:innen und Radfahrer:innen, die den Gaisberg als wertvolles Naherholungsgebiet vor der Haustür schätzen.
Der Ruf nach Verkehrsbeschränkungen wird dabei seit Jahren lauter. Passiert ist bisher wenig. Die Verantwortlichen in Form von Landesrat Schnöll, Bürgermeister Preuner und Gaisberg-Koordinator Florian Kreibich (alle ÖVP), zeigten in der Vergangenheit wenig Lösungswillen. Das Vorhaben einer Seilbahn wirft ein Jahr nach der Präsentation mehr Fragen auf denn je und ist an Intransparenz nicht zu überbieten. Dies offenbarten politische Anfragen an Landesrat Schnöll und die Bürgermeister der Stadt Salzburg und Koppl, wo man durch die Bank vorgibt, nicht beteiligt zu sein, von nichts zu wissen oder nicht zuständig zu sein. Für GRÜNEN-Verkehrssprecher Simon Heilig-Hofbauer ein Offenbarungseid: „Offiziell gibt es zum Gondel-Projekt keine Informationen. Trotzdem haben Schwarz und Blau eine potentiell millionenschwere Querfinanzierung über die Jahreskarten des Verkehrsverbundes im Regierungsprogramm verankert. Davon profitieren nur die privaten Investoren – für die Allgemeinheit würde es die wohl teuerste Öffi-Verbindung im ganzen Bundesland. Wir fordern daher einen Steuergeld-Stopp für diese Seilbahn“, so Heilig-Hofbauer
Grüner Vorstoß für Verkehrslösung ohne Gondel
Die Bürgerliste, GRÜNE Salzburg sowie die GRÜNEN Koppl treten diesem nun mit einem eigenen „Masterplan Gaisberg autofrei“ entgegen und präsentierten diesen unter dem Motto „Mit Grips statt Gondel“ den Medien bei einem Pressegespräch im Gaisbergbus.
Mitinitiator Lukas Bernitz von der Bürgerliste: „Mit unserem Masterplan Gaisberg zeigen wir konkrete Schritte auf, wie wir den Verkehr auf dem Gaisberg in den Griff bekommen und umweltfreundlicher gestalten können. Dazu braucht es keine Millionen-Investitionen sondern ein Bekenntnis zum Gaisbergbus und clevere Begleitmaßnahmen. Das Wegschauen am Gaisberg muss jedenfalls ein Ende haben.“ Die Verkehrsmaßnahmen sollten jedoch niemanden überfahren, so möchte man alle Nutzergruppen und Wirtschaftstreibenden am Gaisberg aktiv miteingebunden sehen, etwa die ansässige Gastronomie oder die Gleitschirmflieger. „Für uns ist auch klar, dass die Wirtschaft am Gaisberg überleben und der Sport stattfinden können muss,“ so Bernitz, der sich etwa Ausnahmen für Hochzeiten mit eigenen Reisebussen vorstellen kann. Bei den Gleitschirmfliegern besteht der Eindruck, dass diese den Gaisbergbus gerne und häufig nutzen. Um aber ganz unabhängig zum privaten PKW zu sein, wäre eine Taktverdichtung notwendig.
Gaisbergbus ist gegenüber Seilbahn klar im Vorteil
Kernstück des grünen Maßnahmenpapiers ist eine deutliche Taktverdichtung und -ausdehnung auf der Linie 151 (Gaisbergbus). Der Masterplan sieht einen Viertelstundentakt bei Schönwetter an Wochenenden und Feiertagen vor. Bei Schlechtwetter und unter der Woche wird ein 45-Minuten Takt mit effizienteren Kleinbussen (Midibus) vorgeschlagen, wie sie auch der Postbus auf Nebenlinien einsetzt. Die Fahrzeiten müssten zudem bis zum Sonnenuntergang ausgedehnt werden, was etwa für Gleitschirmflieger essentiell ist. Auch einen Rufbus hält man für überlegenswert.
Für Bernitz liegen die Vorteile des Gaisbergbus auf der Hand: „Der Bus muss von der Alternative zum Standard werden. Die Erfahrungen zeigen klar, dass die Menschen ihr Auto umso eher stehen lassen, umso öfter der Bus fährt. Eine Taktverdichtung ist schnell umsetzbar, erreicht den ganzen Berg, bedeutet keinen Eingriff in das Landschaftsbild und benötigt auch keine neue Infrastruktur. Alles Punkte, die eine Seilbahn nicht erfüllen würde“, so Bernitz. Die kolportierte Parallelführung von Gaisbergbus und Seilbahn hält er für eine Schnappsidee.
Auch Horst Köpfelsberger, Gemeindevertreter der GRÜNEN in Koppl-Guggenthal hält die Seilbahn für völlig ungeeignet, um die Verkehrsmisere am Gaisberg zu lösen: „Wir wollen in Guggenthal keine neuen Parkflächen für eine fragwürdige Touristengondel. Stattdessen muss die bestehende Bus-Infrastruktur bedarfsgerecht ausgebaut werden. Alles andere schadet dem Naherholungsgebiet Gaisberg. Weder Guggenthal noch der Gaisberggipfel vertragen einen Massenansturm“, so Köpfelsberger.
Autofreier Gipfel ist kurzfristig machbar
Die Ausdehnung des Gaisbergbus ist auch Voraussetzung, um den Individualverkehr auf der Gaisberg Landesstraße zu beschränken. Künftig möchte man die Straße ab der Zistel nur noch für den Gaisbergbus, Anrainer- und Wirtschaftsverkehr, Einsatzfahrzeuge und Menschen mit Behinderung öffnen. Dies sollte vollautomatisch mittels Poller-Anlage oder Schranken geregelt werden. „Diverse misslungene Gipfelsperren haben gezeigt, dass für diese Aufgabe eine automatische Anlage zielführender ist“, zeigt sich Lukas Bernitz überzeugt. In der Folge soll der Gipfelparkplatz teilweise rückgebaut und renaturiert werden. Unterhalb der Zistel soll zudem Tempo 50 verordnet und dauerhaft überwacht werden, etwa durch eine Section Control. „Dieser Bereich wird häufig als Rennstrecke missbraucht. Dem könnte man mit einer automatischen Tempomessung über einen längeren Bereich ein Ende bereiten,“ so Bernitz.
Begleitmaßnahmen im Tal erforderlich
Der grüne Masterplan enthält auch mehrere Begleitmaßnahmen zur Reglementierung des Individualverkehrs unterhalb der Zistel. So etwa die Verordnung von Tempo 50, eine Geschwindigkeitskontrolle und eine digitale Live-Anzeige in Guggenthal, um unnötige Auffahrten bei Auslastung des Parkplatz Zistel zu vermeiden.
Für Rückfragen:
LAbg. Simon Heilig-Hofbauer
0650/4404111
GR Lukas Bernitz
0699/14089004
GR Horst Köpfelsberger
0676/3134605