Skip to main content
21.02.2023 Breaking News

Pro­jekt Street­work Pinz­gau

zwei Schriftzüge unter der Lupe: "genehmigt" und "abgelehnt"

Für die Gemeinde Bruck mit der absoluten Mehrheit der ÖVP begraben. Unter der frisch gebackenen Bürgermeisterin Barbara Huber wurde von der Brucker Gemeindevertretung am 1. Oktober 2019 einstimmig beschlossen, sich am Projekt „Streetwork Pinzgau“ nach mehrjähriger Pause wieder zu beteiligen.

Von 2020 bis 2022 waren die beiden Streetworkerinnen in Bruck tätig. Trotz der Einschränkungen, die die Pandemie mit sich gebracht hat, wurde für gefährdete und labile Jugendliche durch ihre Anwesenheit und durch ihre professionelle und engagierte Arbeit in Bruck ein kontinuierliches Hilfs- und Unterstützungsangebot zur Verfügung gestellt. Dabei wurden zahlreiche Kontakte geknüpft, Beziehungen und Vertrauen aufgebaut, Beratungen durchgeführt und Jugendlichen in akuten Krisensituationen Hilfe
und Begleitung angeboten.
Auch die Ergebnisse der Jugendumfrage, die im Herbst 2022 in Bruck durchgeführt wurde, zeigen, dass die Arbeit von Streetwork von den Brucker Jugendlichen wahrgenommen und positiv bewertet wurde.
Im Mai 2022 bei der Ausschusssitzung für Kultur und Bildung haben die Mitarbeiterinnen von Streetwork über ihre Arbeit berichtet und von der Bürgermeisterin und den Ausschussmitgliedern sehr positive Rückmeldungen erhalten.
Auch im Herbst 2022 hat sich unsere Bürgermeisterin Barbara Huber noch positiv über die Arbeit von Streetwork geäußert. Im November war eine Besprechung über eine Vertragsverlängerung von Streetwork Pinzgau geplant. Zu diesem Termin, wo fünf Gemeinden, die Caritas als Betreiber sowie der zuständige Referatsleiter der Landesregierung geladen waren, war unsere Bürgermeisterin verhindert. Ihrer Aussage nach wollte sie einen Ersatztermin, der ihr nicht bekannt gegeben wurde. Sie wurde nur über das Ergebnis dieser Besprechung informiert. Dieser Umstand dürfte der Auslöser dafür gewesen sein, dass ihre Meinung
plötzlich ins Gegenteil umschlug.

 

Bei der Ausschusssitzung am 17. November 2022 hat die Bürgermeisterin entgegen der wenige Woche zuvor geäußerten positiven Einstellung den Ausschussmitgliedern mitgeteilt, dass die Streetworker in Bruck zu wenig präsent seien und der Aufteilungsschlüssel zwischen den beteiligten Gemeinden nicht passe. Deshalb will sie Streetwork in Bruck nicht weiterführen und das dadurch eingesparte Geld lieber in den Jugendtreff investieren. Um mir ein objektives Bild von der tatsächlichen Sachlage zu machen, habe ich mit Streetwork Pinzgau Kontakt aufgenommen und einen Tätigkeitbericht angefordert, der sowohl der
Frau Bürgermeisterin als auch mir zur Verfügung gestellt wurde. Weitere Informationen habe ich von verschiedenen Personen und Behörden erhalten, die mit der Kinder- und Jugendarbeit im Bundesland befasst sind. Die Auswertung der Aufzeichnungen von Streetwork aus dem Jahr 2022 ergab, dass die Streetworkerinnen in Bruck sehr wohl präsent sind und dabei eine Reihe von Kindern und Jugendlichen betreuen. Von kompetenten Stellen habe ich auch erfahren, dass darunter einige extrem schwierige Klienten sind, die von der Kinder- und Jugendhilfe nicht mehr erreicht wurden. Aktuell gibt es in Bruck mindestens fünf Betroffene in akuten Krisensituationen, die von Streetwork betreut und begleitet werden.

 

Nachdem ich mir einen guten Überblick über die tatsächliche Faktenlage verschafft hatte, machte ich Bürgermeisterin Barbara Huber den Vorschlag im Vorfeld der Entscheidung durch die Gemeindevertretung ein Gespräch mit allen Beteiligten zu führen.
Dieser Vorschlag wurde leider abgelehnt mit dem Hinweis darauf, dass es eine „demokratische Abstimmung“ geben wird, wohlwissend dass ihre Partei über die absolute Mehrheit verfügt. Ich denke es ist kein guter Stil, wenn man ein Gespräch mit den Beteiligten über die Sachlage ablehnt und sich stattdessen auf seine eigene absolute Mehrheit beruft.
Bei der Gemeindevertretungssitzung am 13. Dezember 2022 wurden die von den übrigen Parteien vorgebrachten Argumente ignoriert und es wurde ohne nachvollziehbare sachliche Begründung allein mit den Stimmen der absoluten ÖVP-Mehrheit eine Vertragsverlängerung für Streetwork abgelehnt.
So wurde ein wichtiges Sozialprojekt entgegen allen sachlichen Argumenten für Bruck einfach begraben.

 

Die Bürgermeisterin versucht jetzt diese Entscheidung zu rechtfertigen, indem sie die geplanten Verbesserungen im Jugendtreff hervorhebt – ja das finde ich auch wichtig – aber ich denke das darf nicht auf Kosten der schwächsten und gefährdetsten Gruppe unserer Gesellschaft passieren.
Die Leistungen, die von Streetwork erbracht werden, können schon aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht vom Jugendtreff übernommen werden. Die Streetworker behandeln die Informationen, die sie von den Jugendlichen erhalten absolut vertraulich, denn nur so kann ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden. Und von Streetwork werden v.a. Kinder und Jugendliche betreut, die nicht ins Jugendtreff gehen und auch sonst kaum erreicht werden können.

 

Es ist zu bedenken: Jeder junge Mensch, der abgleitet und nicht aufgefangen wird, verursacht enorme Kosten für die Gesellschaft z.B. durch psychische Erkrankungen, Suchterkrankungen, Kriminalität und Arbeitslosigkeit – abgesehen vom persönlichen Leid.

Porträtfoto Berlitta Gratz Gemeindevertreterin Bruck
Berlitta Gratz

Gemeindevertreterin

Beitrag teilen
1
2
3
4
5
6
7
8