SCHARFE KRITIK AN ERGEBNISLOSEM WOLFSGIPFEL
"Es hilft unseren Landwirt*innen nicht, wenn darauf gewartet wird, dass der Schutzstatus des Wolfes gesenkt wird. Denn selbst wenn das EU-Recht eine Entnahme ermöglichen würde, ohne entsprechendem Herdenschutz bleiben die aktuellen Probleme bestehen."
„Der gestrige Wolfsgipfel endete leider vollkommen ergebnislos. Die Fronten sind verhärtet, die Emotionen verhindern einen tragfähigen Kompromiss, der rasch umgesetzt werden kann, um den Landwirt*innen zu helfen.“ So lautet das Fazit von LAbg. Kimbie Humer-Vogl, Klubchefin der GRÜNEN im Salzburger Landtag zum gestrigen Runden Tisch. „Dreiviertel der Teilnehmer*innen sahen einzig in der Entnahme des Wolfes eine Lösung. Diese Lösung ist aber derzeit nur Illusion.“ Erfreulich sei, dass es Landesrat Schwaiger in kürzester Zeit gelungen ist, so viele Expert*innen an einen Tisch zu holen. „Das zeigt wie groß das Interesse an dem Thema Wolf ist“, so Humer-Vogl. Es würde aber nicht reichen sich nur die Meinungen der Teilnehmer*innen einzuholen, die Meinung der Mehrheit als die einzige Lösung zusammenzufassen und die Meinung der Minderheit zu verurteilen, wie es Landesrat Schwaiger das gestern getan habe. „Es ist seine Aufgabe nach tragfähigen Kompromissen zu suchen und um Lösungen zu ringen und nicht einfach die Konferenz ergebnislos abzubrechen“, resümiert Humer-Vogl.
Gekonntes Ignorieren von Konzepten wie dem Ausbau der Soforthilfe durch Krisenteams
„Ich habe den Eindruck, dass neue Aspekte in der Wolfsdebatte unerwünscht sind“, berichtet die Klubobfrau. „Alternative Ideen oder Konzepte, wie die Soforthilfe für die betroffenen Landwirt*innen wurden gekonnt ignoriert.“ Dass der Wolfsbeauftragte Stock zum Beispiel das Herdenschutzhundeprojekt als gescheitert ansieht, ist für die Abgeordnete nicht nachvollziehbar. „Es hat kein nennenswertes Herdenschutzhundeprojekt in Salzburg gegeben.“ Und dass die Klubobfrau der Salzburger Freiheitlichen kein Problem damit hat, dass Landwirt*innen zur Selbsthilfe greifen, ist gerade zu schockierend. „Diese ‚Wilder-Westen‘-Mentalität brauchen wir hier nicht.“ Auch die vielfach zitierte Aussage, dass der Herdenschutz in Almregionen hierzulande nicht möglich sei, entspreche einfach nicht den Fakten: „Weidetiere müssen durch die Schutzmaßnahmen für den Wolf eine mühsame Beute sein. Hirten, Herdenschutzhunde und Elektrozäune bieten diesen Schutz. Und Gutachten beweisen, dass Herdenschutz in Österreich ebenso machbar wäre wie in anderen Ländern – auch auf den Almen.
Entschädigungszahlungen enger an Herdenschutz koppeln
Möglicherweise mache es Sinn die Entschädigungszahlungen enger an den Herdenschutz zu koppeln, meint Humer-Vogl. Denn das habe auch in anderen Ländern zu Erfolg geführt. Man könne ja als Gegenleistung die Förderungen für Herdenschutz erhöhen. Auch könnte man im Herdenschutz auf neue Ressourcen zurückgreifen. „So wissen wir, dass etliche Menschen, die 2015 zu uns geflohen sind, in ihrer Heimat als Hirt*innen gearbeitet haben. Wir könnten von ihnen lernen, bzw. über neue Behirtungskonzepte unter Einbezogen dieser Expert*innen nachdenken.“
Generelle Wolfsabschüsse verboten
Wolfsabschüsse seien in jedem Fall keine nachhaltige Lösung: „Das ist nur in Ausnahmefällen erlaubt“, so Humer-Vogl. „Das EU-Recht sieht das nun einmal so vor. Und darüber kann man sich nicht einfach hinwegsetzen.“ Sie bedauert es, dass auch beim gestrigen Runden Tisch wieder wertvolle Zeit verloren gegangen ist. „Wir haben immer noch keinen nachhaltigen Plan. Den brauchen wir aber, wenn wir weitere Risse verhindern wollen“, so die Abgeordnete. „So kommen wir auf jeden Fall nicht weiter. Wir werden uns bewegen müssen, und zwar auf beiden Seiten. Denn für ergebnislose Treffen ist einfach keine Zeit mehr.“