UNSERE IDEEN FÜR EUGENDORF
MAMA, ICH HAB‘ MÜLL GEFUNDEN!
Seit unsere einjährige Tochter beim fröhlichen Erkunden der Sträucher am Badesee einen Zigarettenstummel im Mund hatte, begleitet uns das Thema Müll in ganz besonderer Weise. In den Siedlungen beschweren sich alle über den Müll in der Wiese und am Wegrand, aber niemand hebt ihn auf. Gehen wir´s mal kreativ an, dachte ich mir eines Tages.
Es ist mittlerweile ein neues Hobby von mir und unseren Kindern geworden: Spaziergänge oder Fahrradausfahrten zum Müllsammeln. Arbeitshandschuhe in Kindergröße sind ein »Muss« und eigene Sammelsackerl ein Highlight. Da heißt es dann: »Mama, ich hab‘ noch einen Müll gefunden, juhu!«. Ein Abschlussfoto mit den ganzen Fundstücken ist der krönende Abschluss.
VERPACKUNGSFREI EINKAUFEN
Wenn wir einen ganzen Nachmittag Zeit haben, verbinden wir die Radausfahrt mit einem Einkauf beim Bruno Unverpacktladen in Eugendorf, bei dem sich jedes Kind entweder Trockenfrüchte oder einzelne Gummibärchen in ihre mitgebrachten Tupperwares oder dort erworbene Pfandgläser füllen kann.
Mein Lieblingsprodukt beim Bruno Unverpackt ist im Moment die Sauerstoffbleiche zum selbst Abfüllen von Unisapon, einem Vorarlberger Familienunternehmen. Die umweltfreundliche Sauerstoffbleiche hat bei uns schon mehreren Kleidungsstücken das Leben gerettet (wieder ein Punkt für die Nachhaltigkeit). Zum Beispiel weitergegebene Kleidung, die schon vergilbt ist oder ein markanter Eisfleck, der einfach nicht ganz rausgehen will, die Sauerstoffbleiche bringt‘s in fast allen Fällen weg. Wie? Ich reibe die betroffene Stelle oder das gesamte Kleidungsstück mit Gallseife ein, streue dann die Sauerstoffbleiche drüber und lasse es über Nacht in heißem Wasser einweichen. Am nächsten Tag stecke ich das Kleidungsstück in die Waschmaschine bei 40 Grad und neun von zehn Kleidungsstücken sehen wieder toll aus.
Ein weiterer heißer Tipp: Bruno Unverpackt hat jeden Tag einen frischen Kuchen und ein Mittagsgericht in Bio-Qualität. In der weißen Box neben dem Sofa ist außerdem eine geniale Eisenbahn mit Tunnel und Brücke versteckt für die kleinen Gäste.
SICH MÜLLVERMEIDUNG BEQUEM MACHEN
Müll trennen und vermeiden geht viel leichter, wenn es einfach und bequem geht. Sich einmal gut auszustatten mit Mehrwegprodukten ist eine Riesenhilfe. Eine schöne Trinkflasche, die einfach zu reinigen ist, ein Thermosbecher für den Coffee-to-go oder den selbstgekochten Tee. Ein zusammenklappbares Tupperware als Standardbegleiter, der – wenn er leer ist – keinen Platz in der Tasche braucht und man in der Früh mit Jause bepackt oder bei übrig gebliebenem Essen zückt. Bienenwachstücher zum Aufbewahren statt Frischhalte- oder Alufolie. Ganz nebenbei: das sind auch alles fantastisch sinnvolle Weihnachtsgeschenke.
Andere Ideen betreffen die Infrastruktur Zuhause. Die Box für alte Batterien, der gelbe Kübel vom Wertstoffhof für Altöl, ein Sack für Sondermüll neben den Standardbehältnissen Restmüll, Papier, Bio, Einwegglas, Mehrwegglas, der gelbe Sack und die »Müllsammelbox zum Basteln«.
UPCYCLINGIDEEN FÜR DIE WEIHNACHTSZEIT
Müll ist kostbar. Klingt komisch, ist aber so. Für jede Klopapierrolle oder jedes Tetrapak, das wir zum Basteln verwenden, sparen wir die Ressourcen eines neu gekauften Bastelmaterials sowie Geld (also Doppeljackpot). Wir haben mittlerweile eine große Aufbewahrungsbox im Abstellraum, in die nur Müll zum Basteln reinkommt. Aus Klopapierrollen lässt sich ein wunderbarer Adventkalender in Form eines Christbaums basteln. Aus Milchkartons kann man schöne Herbstlichter machen, indem man Auf das Cellophane oder eine andere beliebige transparente Folie wird ein besonders schönes, gepresstes Herbstblatt geklebt. Grün angemalte, aufeinandergestapelten Spitzen von Eierkartons mit kleinen bunten Papierkügelchen beklebt, ergeben süße Miniaturchristbäume. Und wer der kalten Jahreszeit zumindest beim Basteln entfliehen möchte, dem sei das Tetrapak-Segelschiff für den Bach (an einer Leine, damit der Müll nicht doch wieder irgendwann im Meer landet) oder die Badewanne empfohlen. Ein rechteckiger Karton, zwei Tetrapaks unten und ein Schaschlik-Spieß mit einem Stoffrest als Segel oben. Der Kreativität der Bemalung und Ausstattung am Segelschiff seien keine Grenzen gesetzt.
REPAIR CAFÉS SIND SEXY
Es gibt so viel zu reparieren. Am besten eine Kiste mit der Überschrift »Zu Reparieren« eröffnen und du wirst sehen, wie sie sich füllt. Das Kabel vom Mixer bricht auf wegen Abnutzung, der Regenschirm lässt sich nicht mehr fixieren, die Halterung vom Lampenschirm ist abgebrochen. Mittlerweile gibt es in Eugendorf und anderen Ortschaften des Flachgaus so wie in der Stadt Salzburg regelmäßige Repair Cafés. Die Termine gibt es unter www.repaircafeseenland.at bzw. www.stadt-salzburg.at/repaircafe.
Hier ein paar verrückte Ideen: Schenk deiner Oma eine gemeinsame Reparatur im Repair Café zu Weihnachten, schreib dir die Teilnahme an Repair Cafés gemeinsam mit Freund*innen auf deine Liste der Neujahrsvorsätze oder macht euch ein Date zum gemeinsam Reparieren im nächsten Repair Café aus. Alles was sich nicht mehr selbst reparieren lässt, bekommt man mit dem »Reparaturbonus« gefördert. Siehe
www.reparaturbonus.at.
Habt Spaß mit Müll. Hebt ihn auf. Entweder zum Basteln oder zumindest bis zur nächsten Tonne. Und bitte, bitte klebt nie einen Kaugummi an die Unterseite der Sitze im Bus. Unsere einjährige Tochter findet auch dieses Versteck und erkundet euren alten Kaugummi mit allen Sinnen.
Gastbeitrag einer jungen Mutter