Windkraft: Brief an Alpenverein
Sehr geehrte Vorstandsmitglieder des ÖAV Landesverbandes Salzburg,
für uns ist der Natur- und Erlebnisraum Alpen besonders wertvoll. Wir als Mitglieder des Landesvorstands der Grünen Salzburg sind Bergbegeisterte bzw. überzeugte Mitglieder des ÖAV. Daher schätzen wir das Engagement des Vereins, die Einzigartigkeit des Natur- und Lebensraums im Gebirge als oberstes Ziel zu erhalten und gleichzeitig naturverträglichen Bergsport zu ermöglichen, sehr.
Artenschutz und Windenergie sind kein Widerspruch
Die Alpen sind besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen. Die Temperaturen steigen fast doppelt so schnell wie im Rest der nördlichen Hemisphäre und die Auswirkungen auf die alpine Bergwelt sind bereits spürbar: Ob Schneegrenze, Gletscherschmelze, Rückgang der Lebensräume einheimischer Tier- und Pflanzenarten, erhöhtes Risiko von Naturgefahren oder Veränderungen in der Wasserverfügbarkeit, das ganze Ökosystem gerät aus dem Takt. Deshalb sollte es höchste Priorität haben, wirksame Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen.
Dass wir unter großem Zeitdruck stehen verdeutlichte vor kurzem einmal mehr der Weltklimarat. Demnach hat sich die Erderwärmung stark beschleunigt. Bereits 2030 droht ein globaler Temperaturanstieg um 1,5 Grad. Das ist zehn Jahre früher als bisher prognostiziert. Mit dem Masterplan Klima + Energie 2030 hat das Land Salzburg ein konkretes Umsetzungsprogramm gelegt. Ein zentrales Ziel des Plans ist, den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch bis 2030 auf 65 Prozent zu erhöhen. Dafür benötigt es einen Mix aus verschiedenen erneuerbaren Energietechnologien. Da das Potential für Wasserkraft fast gänzlich erschöpft ist, kommt dem Ausbau von Windkraft und Photovoltaik (PV) eine Schlüsselrolle für eine erfolgreiche Energiewende zu. Windenergie ist ein unentbehrlicher Partner von Wasserkraft und Sonnenstrom, denn sie eignet sich hervorragend, die geringe Sonnen- und Wasserkraft in den Wintermonaten auszugleichen. Sie erzeugt nämlich rund 60 Prozent des Stroms im Winterhalbjahr und kann daher Salzburgs Abhängigkeit von Stromimporten, die größtenteils auf fossilen Energieträgern und Atomkraft beruhen, deutlich verringern.
Entgegen der offiziellen Position des ÖAV Landesverbandes Salzburg sehen wir den Ausbau der Windkraft nicht im Widerspruch zum Erhalt des Ökosystems und der Biodiversität im alpinen Bergland. Im Gegenteil verstehen wir die Windkraft als Chance, die Folgen des Klimawandels in den Alpen zu minimieren. Nicht Windräder, sondern die Folgen des Klimawandels stellen die größte Bedrohung für unsere Artenvielfalt dar. Das setzt aber natürlich eine umfassende und objektive Prüfung der Standorte auf Umweltauswirkungen voraus. Für die Energie und Klimaziele muss neben wirksamen Einsparungen die regionale Erzeugung von erneuerbaren Energien bis 2050 verdoppelt werden. Damit das gelingt, wird es zu wenig sein, den
Endenergieverbrauch zu reduzieren und PV auf Dächern und versiegelten Flächen stark auszubauen.
Für die Photovoltaik selbst sind die Ziele bis 2030 schon sehr ambitioniert, denn die PV-Leistung muss sich in diesem Zeitfenster versechsfachen. Vorrangig sind dabei bestehende Dachflächen und Versiegelungen. Ein Teil der PV-Kapazität wird – nach objektivem Prüfverfahren – auf Freiflächen erzeugt werden müssen.
In einem Bundesland wie Salzburg, dessen Landschaft zu fünf Sechstel gebirgig ist, werden die Gebiete im Flachland für den notwendigen Windkraftausbau einfach nicht ausreichen. Insofern können wir die ablehnende Haltung des ÖAV Landesverbandes Salzburg gegenüber jedem Windkraftprojekt, speziell aber dem Windsfeld, nicht nachvollziehen und appellieren an den Vorstand diese Position zu überdenken.
Im Sinne der Zukunft unserer Kinder und der Artenvielfalt im Alpenraum wünschen wir uns einen offenen Dialog, der zwar kritisch, aber sachlich und lösungsorientiert geführt wird.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Heinrich Schellhorn & und das gesamte Team des Landesvorstands der Grünen Salzburg
Mag.a Martina Berthold, MBA
Mag. Bernhard Carl
Rupert Freundlinger, BA
Markus Grüner-Musil
Mag.a Inge Haller
Simon Heilig-Hofbauer, BA
Dr.in Kimbie Humer-Vogl
Dr.in Astrid Rössler
Josef Scheinast
Anna Schiester, MA
Mag.a Astrid Stockinger
Beate Windhager, MSc